Was tun, wenn man sich selbst gehakt hat?

Jeder Angler weiss, wie gefährlich ein Angelhaken sein kann. In der Wildnis gilt es erst recht, das oberste Gesetz - nämlich Sicherheit - einzuhalten. Instruiere Deine Kameraden, wie sie sich beim Auswerfen (Löffel, Wobbler etc.) oder Einholen der Leine (auch bei Hänger mit einer schweren Bleikugel) zu verhalten haben. Zum Beispiel: beim Einholen die Rutenspitze nie senkrecht nach oben, sondern immer seitwärts halten; sicherstellen, dass hinten alles frei ist (Wobbler, am Boden hängende Bleikugeln schnellen, wenn der Widerstand gebrochen ist, wie Geschosse in direkter Linie auf Dich zu). 

Empfehlung: Bist Du wirklich im Busch unterwegs, nimm für alle Fälle einen hochwertigen  Seitenschneider mit! 

Es gibt verschiedene Methoden, um den Angel zu entfernen. Welche angewandt werden soll, ist abhängig vom Typ des Angelhakens (bei Drillingen zuerst die freien Hakenspitzen entfernen) und wo er eigedrungen ist und wie tief.

Sollte es trotz aller Vorsicht zu einem Unfall kommen, bitte Ruhe bewahren - keine Panik! Der Haken lässt sich meist und (fast) schmerzlos mit der nachfolgenden Methode entfernen. Wie bei jeder Stichverletzung kann Wundstarrkrampf eintreten. Nach Rückkehr in die Zivilisation die Tetanus-Impfung wieder auffrischen lassen.

 

Schnurtechnik - Hook String Technique

A. Mit einer ca. 60 cm langen Monofilschnur eine Schleife um den Haken legen und die Enden beispielsweise mehrfach um den rechten Zeigefinger wickeln; noch besser: um den Schaft eines Taschenmessers wickeln und gut festbinden.





B. Die betroffene Stelle (Finger) sollte stabil auf einer glatten Unterlage aufliegen. Mit Daumen oder Zeigefinger den Hakenschenkel nach unten drücken (löst den Widerhaken) bis dieser parallel zum verletzten Gewebe liegt und der Hakenbogen frei wird. 







C. Die Schnurschlaufe in die Hakenbiegung schieben, Hakenschenkel weiter auf das Gewebe niederdrücken und mit einem kraftvollen Ruck den Haken rückwärt herausziehen.

Der Haken wird in der Regel an der Eintrittstelle austreten. Anschliessend Wunde desinfizieren, sauber und trocken halten und mit einer Bandage  das Eindringen von Fremdkörper verhindern. 

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Durchstechen - Pull trough

Je nach dem wie sich der Haken festgebissen hat, geht es in die andere Richtung besser. Die mit Widerhaken besetzte Hakenspitze muss wieder austreten, d.h. den Haken vorwärts bewegen und die Haut durchstechen. Das kostet etwas Überwindung. Man packt den Hakenschenkel und mit einer schnellen, kräftigen Drehbewegung gelangt die Spitze mit Widerhaken dahin, wo man sie haben wollte (zaghaftes und übervorsichtiges Bewegen des Hakens verursacht dem Patienten nur verstärkte Schmerzen). Danach wird die Spitze mit Widerhaken entfernt (Seitenschneider oder Kneifzange) und der Resthaken kann problemlos rückwärts herausgezogen werden. Wunde desinfizieren und bandagieren.

So ein Zwischenfall kann auch zu einer Wundinfektion führen. Deshalb ist die Wunde gut zu pflegen. Bei Verschlechterung den Arzt aufsuchen.

 

Im äussersten Notfall

Was ist zu tun, wenn weit und breit kein Sachkundiger aufzufinden ist und ein Arzt erst in ein paar Tagen erreicht werden kann? Sollten Sehnen oder Knochen es nicht erlauben, die Hakenspitze mit Durchstechen zum Austreten zu bewegen, bleibt nur das brutale und schmerzhafte Entfernen rückwärts. Wir waren zu Dritt "in the middle of nowhere" und fast 2 Bootsstunden vom Camp entfernt, als ein Königslachs dem Kwikfish (2 Drillingshaken) nicht widerstehen konnte. Bei der Landung verfingen sich zwei Haken des freien Drillings auf dem Handrücken des Helfers. Durch den Fluchtversuch des 37 Pfund schweren Fisches, rammten sich die Haken so tief ein bis sie am Knochen stecken blieben. Was nun? Zuerst musste mit vereinten Kräften der zappelnde Lachs vom Kwikfish befreit werden. Es dauerte lange Momente, bis dieser endlich ruhig gestellt war und wir mit der "Operation" beginnen konnten.

Folgendes Vorgehen hat sich bewährt, ist aber keinesfalls zur Nachahmung empfohlen*: Wir erklären dem Patienten, wie wir vorgehen wollen. Zuerst schieben wir ihm den Holzknebel ("good night kiss" für Lachse) zwischen die Zähne und übergiessen die Wunde mit Whiskey. Gemeinsam zählen wir auf Drei und gleichzeitig wird mit einem kraftvollen Ruck der Haken rückwärts heraus gerissen. Die Schreie aus drei vollen Kehlen werden vom Ufer als Echo zurückgeworfen. Jetzt herrscht eine unheimliche Stille. Wir sind alle geschafft und versuchen das Blut zu stillen. Mit zittriger Hand wird die Wunde nochmals mit Whiskey übergossen und notdürftig mit einer Schicht Papiertaschentücher abgedeckt. Ein nicht ganz sauberes Taschentuch dient als Druckverband am Handgelenk. Die Whiskey-Pulle überlassen wir dem Patienten zur Beruhigung. Zurück im Camp wird die Wunde mit Jod übergossen und einbandagiert. Folgen: heftige Schmerzen und eine stark geschwollene Hand während ein paar Tagen, aber keine Infektion, dafür eine Narbe. Wir haben enormes Glück gehabt ...

* Ein Widerhaken kann Muskelfleisch zerstören und schlimmste Verletzungen an Arterien, Venen und Nerven sowie Sehnen oder Bändern verursachen, die bis hin zu Lähmungen oder steifen Gliedmassen führen können.

 

Haken im Auge oder in der Nähe

Dies ist ein ernsthafter medizinischer Notfall! Niemals versuchen, den Haken selbst zu entfernen. Hilfsmassnahmen: Wunde desinfizieren. Der Patient soll versuchen, so gut es geht, das Augenlid zu schliessen und das Auge ruhig zu halten. Dann mit Gaze polstern und mit Pflaster fixieren. Möglichst schnell einen Arzt aufsuchen.

Auch Angelhaken im Gesicht sollten unbedingt durch den Arzt (Chirurg) entfernt werden.

 

Apropos Angelhaken: Der älteste bekannte Angelhaken ist auf jeden Fall zwischen 16 000 und 23 000 Jahre alt, gefunden in einer Höhle in Osttimor, hergestellt aus der Schale einer Meeresschnecke und ist vier Zentimeter lang.