Olympic National Park 1997, Staat Washington (USA); es darf – muss aber nicht – immer Alaska sein.

Meine diesjährige Fischerreise nach USA führte mich im Herbst 1997, diesmal während der Königs- und Silberlachssaison, in das bekannte Regenwaldgebiet des Olympic National Park des idyllischen und wunderschönen Nordwesten im Staate  Washington.

Gefischt wird vorwiegend auf Wildwasser führenden Flüssen vom Driftboot aus, aber es gibt auch einige Stellen, die für die Uferfischerei geeignet sind. Diese Flüsse dürfen nur mit Ruderboote befahren werden. Die erfahrenen Bootsführer Bruno und Jeff meistern die rasanten Stromschnellen mit grösster Sicherheit. Die abwechslungsreichen Tagestrips, pro Boot mit zwei Gästen besetzt, werden gemeinsam täglich geplant und je nach Wasserführung der Flüsse ab der Lodge durchgeführt.

Alle Flussläufe befinden sich im Umkreis von wenigen Autominuten um die direkt am Bogashiel River einzigartig und angrenzend zum Regenwald ruhig gelegene Lodge, inmitten von über 200 jährigen Zedern. Auf den Flüssen Hoh, Sol-Duc, Bogashiel, Calawah, Dicky, Clear Water and Salmon River findet jedes Angler Herz das Passende. Befischt wird jeden Tag ein anderes Gewässer vom Driftboot oder zur Abwechslung von den Kiesbänken aus.

Harry und ich haben es mit Wobbler, Spinner oder Löffel und mit dem Grundblei in den starken wie in den ruhigeren Strömungen versucht, - auf Königs- oder Silberlachs. Herrliche Drills waren an der Tagesordnung. Auch „angefressene“ Fliegenfischer haben wir an den Flüssen angetroffen und bewundern können. Allerdings ist die Wasserführung dieser in den umliegenden bergigen Regenwäldern entspringenden Flüssen sehr unterschiedlich. Es kann im ursprünglichen, jahrhundertealtem Regenwaldgebiet tagelang regnen oder auch sehr schön und warm sein. Je nach Wasserführung ist die jeweilige Angeltechnik anzupassen. Die Regenmenge ist mit jährlich über 300 cm sehr ergiebig. Wir sind ja im Regenwaldgebiet und erlebten es selbst: die Niederschlagsmenge während unseres 14-tägigen Herbstaufenthaltes lag bei über 30 cm. Trotzdem konnten Harry, Sonja und ich in dieser nassen Zeit grosse Lachse behändigen.

Der Königslachs wird in dieser Region nicht selten über 60 Pfund schwer. Bruno der „alte Fuchs“ landete jedenfalls einen 59-Pfünder, ein für mich persönlich noch immer unerfüllter Traum. Solch schwere Fische sind sehr heikel zu drillen und zu landen in den teilweise starken Strömungen dieser glücklicherweise noch unverbauten Wildwasser-Flussläufen.

September, Oktober und November ist die Saison der zurückkehrenden Cohos und Königslachse. Die exzellente tägliche Betreuung auf der Lodge eignet sich auch für veritable Anfänger, die mit Vorteil direkt vom Boot mit dem Wobbler oder auch dem Löffel fischen können.

Bereits im Frühjahr 1996 war ich mit meiner Susanne Im River-Inn, nahe des typisch amerikanischen Holzfäller-Städtchen Forks. Die sehr komfortable und gutgeführte Lodge mit 4 Doppelzimmer eignet sich auch für den Ferienaufenthalt von Gästen, die nicht ausschliesslich fischen wollen. In der herrlichen Umgebung können Wanderungen über bezeichnete Naturpfade im geschützten Regenwald unternommen oder die Küstenregionen der nahen, unter Naturschutz stehenden, Pazifikstrände besucht werden. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, sich ein Indianer-Reservat anzuschauen oder während einem Tagestrip nach Vancouver Island die Hauptstadt Victoria zu besichtigen. Auch Pilzsammler (vorwiegend Pfifferlinge und Steinpilze) kommen voll auf ihre Rechnung. So  hat beispielsweise Tony im November 1997 seine Lachse verschenkt und früh morgens am Abflugtag seine Fischbox mit frischen Pilzen gefüllt.

Am  Abend, nach den aufregenden Fischereifahrten, konnten wir uns im geheiztem Whirlpool erholen und entspannen, inmitten der um die Lodge erhaltenen Zedern-Baumbestände.

Das nahegelegene Städtchen Forks wird im Sommer, von vielen Touristen besucht, hingegen während  den Fischsaisons im Herbst und während der ersten Jahresmonate trifft man nur wenige Gäste an. Während dieser ruhigen Zeit kann man die zuvorkommende Art der einheimischen Bevölkerung besonders intensiv erleben.

Von Dezember bis Ende April ist Saison der in den klaren Gewässern laichenden Steelheads. Diese grosse naturverlaichende Stahlkopf-Forelle wird bis gegen 30 Pfund schwer und kann als Milchner gut über 1,2 m Länge heranwachsen. Alle laichreifen Weibchen – wie auch die grossen, sichtbar markierten Laichgruben – werden durch die einheimischen Fischer konsequent geschont; es ist deshalb auch Ehrensache für jeden Fischergast, solche wertvollen Fische zumindest vor dem Ablaichen zurückzusetzen.

Die Steelhead, im Gegensatz zu allen einheimischen Lachsarten, kehrt regelmässig jedes Jahr in ihr angestammtes Laichgewässer zurück. Die Fischerei auf die sehr vorsichtige Steelhead verlangt eine etwas speziellere, ausgeklügelte und auch feinere Angeltechnik als der Königslachs. Sie ist nach starken Kämpfen und herrlich anstrengenden Drills besonders schwierig zu behändigen. Sie hat den Ruf - als härteste Kämpferin aller Forellenarten weltweit - nicht zu Unrecht. Ich persönlich kann ein Lied von sensationellen Drills und leider doch abgerissener Angelschnur (Silk) singen. Doch die besonders attraktiven und täglich schönen Fischereierlebnisse bedeuteten für meine Freunde und mich mehr, als ein verlorener Fisch. 

Gerne denke ich zurück an das Angeln vom sicher und gekonnt geruderten Driftboot aus durch einmalige, unberührte Flusslandschaften. Ebenfalls schätze ich die ausgezeichnete Betreuung und fischereiliche Unterstützung durch die erfahrenen Fischer und Bootsführer. Sie gingen auf unsere Wünsche unter Berücksichtigung der jeweiligen Möglichkeiten ein. Wir konnten mitbestimmen, welche Flüsse in welchen Abschnitten oder von welcher Uferbank aus befischt werden sollten und dies vor allem in einmaligen unberührten Flusslandschaften. Wir erlebten Petri-Heil in der vielfältigsten Art.

Schlussbeurteilung:
Die Kombination muskelgetriebenes Wildwasser-Driftfischen, Ganzjahresfischen auf sämtliche bekannten Salmonidenarten mit täglichen Naturerlebnissen im Regenwald und dem gepflegten Komfortstandard und der sprichwörtlich guten Küche der River-Inn Lodge bedeutete für meine Freunde, meine Frau und mich ein aufregendes und nachhaltiges Fischerei- und Naturerlebnis. Somit gibt es sie doch noch die „vermisste Alternative“ zu Alaska.                         Erich Buser

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