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    Revue der letzten 20 Jahre
    Sommer 1994

Revue der letzten 20 Jahre

Ein Rückblick von Ruedi Boser im Herbst 2001

Lake Creek

Mehr als 20 Jahre ist es her, dass ich den Fuss erstmals auf alaskanischen Boden setzte. Einiges ist geschehen und vieles hat sich verändert in dieser Zeit. Doch vorweg: die Liebe ist gleich geblieben. Wie einsam war es doch am Lake Creek vor 20 Jahren; musste man doch anstehen für einen Bootstransfer den Lake Creek hinauf, so knapp war die Bootskapazität. Doch der Lachsrun ist immer noch gut, teilweise sogar noch besser, speziell was den Neubesatz mit Rotlachse vor einigen Jahren betrifft. Ebenfalls ist der Silverrun immer noch ausgezeichnet, was letztes Jahr einige unserer Chinookler erfahren durften.

 

Stark verändert hat sich allerdings die Menge der Sportfischer, die das Lake Creek-Gebiet besuchen. Es hat eine Ver-X-fachung der Sportfischer am Wasser des Lake Creek stattgefunden, speziell während der King-Saison. Trotz alledem, es kommt jeder zu seinem Fisch: mal schneller, mal weniger schnell. Zudem geniesse ich besonders den würzigen Cottonwood-Geschmack und kann es meistens kaum erwarten, aus dem Wasserflugzeug zu steigen, um die würzige Luft zu inhalieren. Schwer geändert wurden die Bestimmungen und Regulations zum Schutz des Kings und seinem Weiterbestand, was ich sehr begrüsse; nehmen wir doch beispielsweise Europa und ziehen den Vergleich, ich glaube jeder Kommentar ist überflüssig.

King Salmon

Hier am Naknek River haben wir schöne Zeiten verbracht. Was kommen da für Erinnerungen hoch, wenn wir an unsere Picknicks bei Onkel Tom's Hütte, am Runway oder die Campfires am Big Creek denken. Da der Naknek den Gezeiten unterliegt und eine starke Commercialfishery an der Mündung betrieben wird, war die Kingfischerei manchmal sehr hart. Doch Handkehrum erlebten wir wunderbare Fischereierlebnisse an diesem Fluss. Auch im näheren Umfeld von King Salmon erlebten wir einige Highlights. Konnten wir doch abends nach dem Angeln, uns nach Herzenslust im Eddie's Fireplace, Quinnat Landing, King Ko Inn und bei Heidi mit unserem Hausgetränk Jack Daniels erholen (Whiskey Bhagwan, wir denken immer noch an Dich!). Übigens hörten wir im Eddie's Fireplace zum ersten Mal den Song "North to Alaska", live gesungen von einem Country-Duo. Der Song fuhr bei uns dermassen ein, dass er zum Club-Song gekürt wurde. Jeden Abend, wenn wir das Lokal betraten, stimmte das Duo automatisch diesen Song an. Hervorragender Ausgangspunkt war und ist King Salmon für's Brooks Camp. Dort beim Wasserfall, wo die Bären die Lachse fangen, geht jedem ALASKANER das Herz auf. King Salmon ist noch ungefähr genauso, wie's vor 20 Jahren war.

Holitna River

Diesen abgelegenen Fluss besuchen wir auch erst die letzten Jahre. Für viele ist er zu abgelegen, das habe ich bei unserem letzten Besuch feststellen müssen. Da wurde allen klar, als der Flieger in Red Devil auf der Kiesbank aufsetzte, jetzt kommt Alaska-Land pur. Wir fuhren mehr als 4 Stunden von Red Devil mit dem Boot den Holitna River hinauf. Unterwegs keine Jagdhütte, kein Lebenszeichen von Menschen, nur absolute Wildnis. Das geht unter die Haut und spätestens jetzt wurde vielen klar, hier sind wir allein mit Elch, Bär und Lachse. Aber halt; der Holitna River bietet ausserdem einer Spezies Lebensraum, die es in Alaska nicht in vielen Flüssen gibt, den Sheefisch. Dieser schlanke und kämpferische Fisch gehört in die Familie der Felchen. Der "Tarpon des Nordens" wird er auch genannt und so verhält er sich auch. Übrigens ist sein Fleisch sehr wohlschmeckend. Wir haben ihn während unseres Aufenthaltes lieben und schätzen gelernt. Aber auch der Lachs kommt hier in ungewöhnlicher Anzahl vor, es ist ja ausser "Herr Bär" niemand da, der ihm nachstellt. Nebenbei sei noch erwähnt, dass in den ruhigen Gumpen und Nebenläufen riesige Hechte gefangen wurden (über 30 Pfund und mehr). Hier gilt noch die Aussage, dem Elch den Hecht zwischen den Beinen weggefangen zu haben.

Unalakleet

Es ist noch nicht lange her, dass diese Destination durch uns besucht und befischt wird. In den letzten 5 Jahren mauserte sie sich aber zum absoluten Höhepunkt. Schon die Anreise ist nicht einfach, fliegt doch täglich nur einmal eine Saab Fairchild mit 14 Plätzen den Flughafen von Unalakleet an. Dafür Natur pur mitten bei den Eskimos.

 

Eine wunderbare Fischerei auf Salmoniden und Lachse, es ist einfach alles vorhanden. Dieses Gebiet übt eine solche Faszination auf den erfahrenen ALAKANER aus, dass sogar ein alter Bushman wie Robi Siess sich mehrere Wochen in einer Cabin am Unalakleet River aussetzen liess. Die Fauna, die zum Zeitpunkt unserer Anwesenheit alles geben muss, um im kurzen Sommer ihr Pensum zu absolvieren. Hier sind alle zutiefst zufrieden im inneren Einklang mit sich selbst. Beim Abflug letztes Jahr war ein starkes Geräusch und Blasen zu vernehmen. Wir stürmten aus der kleinen Flughafenhalle hinaus um nach zu schauen, was das wohl sein könnte. Mehr als 20 Buckelwale schwammen draussen im Meer und verursachten diesen Lärm. Ein wunderschönes Abschiedsgeschenk. Danke Unalakleet, wir kommen wieder. 

Sommer 1994

Bei der diesjährigen Reise verlief nicht immer alles so rund und reibungslos. Angefangen mit der Hiobsbotschaft kurz vor Abflug über die Schliessung des Deshka Rivers, dann das schlechte Wetter am Lake Creek, die massiven Einschränkungen der Fangquoten und nicht zuletzt die permanenten, aufdringlichen und lästigen Kontrollen zu jeder Tages- und Nachtzeit durch Fish&Game, haben manchem Alaska-Fan das Leben bzw. die Ferien nicht eben leicht gemacht. Wir unterstützen und begrüssen auch mal intensive und regelmässige Kontrollen, aber wenn es zur reiner Schikane und Willkür ausartet, dann hört der Spass irgendwann mal auf. Ein Alaska-Trip ist nicht gerade billig und in Anbetracht der immer schlechter werdenden Bedingungen und Voraussetzungen für Sportfischer, kann es durchaus vorkommen, dass der eine oder andere neue Möglichkeiten sucht und findet. Noch ist es nicht soweit, noch können wir damit leben und umgehen, aber wir hoffen auf die Vernunft, hier wie dort.              René Greder / Ruedi Boser