Plastikverschmutzung

20.06.2016

Das Meer ertrinkt im Abfall     
Jedes Jahr gelangen rund neun Millionen Tonnen Kunststoffabfälle in die Ozeane. Rund 20% des Mülls stammt von Schiffen, der Rest gelangt vom Festland über Abwasserkanäle und Flüsse, durch Windverwehung oder Eintrag über die Strände ins Meer.
 
Plastik ist aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken. Kunststoffe sind zum Fluch für den Planeten geworden, da sie völlig unsachgemäss eingesetzt werden. Es ist Unsinn, ein Material, das Jahrhunderte überdauert, für Einwegprodukte zu nutzen. Plastiktüten –  beim täglichen Einkauf für viele noch immer eine Selbstverständlichkeit –  werden innert durchschnittlich 25 Minuten zu Müll.
Meeresströmungen tragen das schwimmende Treibgut an entlegenste Orte. Zivilisationsmüll ist mittlerweile omnipräsent. Er findet sich an einsamen Stränden genauso wie am Meeresgrund der Antarktis wieder.
 
Wo kommt der Müll eigentlich her?

Etwa 80 Prozent des Plastikmülls im Meer stammt vom Festland. Beispielsweise kann der Wind Müll von küstennahmen Müllkippen wegtragen oder Touristen lassen ihr Leergut am Strand liegen. Auch die Überschwemmung von Abwasserkanälen kann zur Vermüllung des Ozeans führen. Nicht zu vergessen, sind auch Waschgänge mit Textilien, die synthetische Fasern enthalten (z.B. Fleecejacken). Sie werden in der Waschmaschine aus den Kleidungsstücken gewaschen. Kläranlagen können diese Partikel nicht herausfiltern. So gelangen die kleinen Plastikteile in den Wasserkreislauf. Die restlichen 20 Prozent des Mülls stammen aus der Fischerei. Hier handelt es sich zum Beispiel um den Müll, den Schiffe auf hoher See ins Meer kippen, aber auch um Abschürfungen von Fangnetzen, die über den Meeresgrund geschliffen werden.

Plastikabfall entsteht auch dort, wo wir ihn nicht vermuten: Kosmetikhersteller verstärken die Reinigungswirkung von Zahnpasten, Duschgels oder Peelingprodukten durch Beimengung kleinster Kunststoffkügelchen, sogenanntem Mikroplastik1. Die winzigen Partikel passieren Kläranlagen ungehindert und gelangen über die Flüsse ins Meer.

Auch grössere Plastikteile zerfallen unter Einwirkung von Sonne und Salzwasser zu Mikropartikeln. Dabei wird der toxische Cocktail freigesetzt, mit dem sie angereichert sind, darunter das hormonaktive und nervenschädigende Bisphenol A, oder das krebserregende Styrol. Gleichzeitig absorbieren Plastikpartikel aus der Umgebung organische Schadstoffe wie Polychlorierte Biphenyle (PCB) oder das Insektizid DDT. Die Konzentration solch gefährlicher Substanzen ist in Kunststoffpartikeln oft millionenfach höher, als im sie umgebenden Wasser.

Fatale Folgen für Tier und Mensch
Die schadstoffreichen Mikropartikel werden von Meerestieren, die ihre Nahrung aus dem Wasser
filtern, aufgenommen – von kleinsten Lebewesen genauso wie von grossen Walen. Die Toxine schaden den Tieren und gelangen über die marine Nahrungskette auch bis zu uns Menschen. Anders als hierzulande, wo wir unsere Nahrung aus einem reichhaltigen Angebot wählen können, sind die Bewohner von Entwicklungsländern auf Proteine aus dem Meer angewiesen und durch den Schadstoffgehalt in Meerestieren besonders gefährdet.

Auf schreckliche Art verenden Meerestiere, die grössere Plastikteile mit Nahrung verwechseln. Unverdaulicher Müll verstopft ihren Verdauungstrakt. Die Tiere werden immer schwächer und verhungern schliesslich mit einem Magen voller Kunststoffe.

Treibender Plastik wird auch zur tödlichen Falle, wenn sich junge Meerestiere in Kunststoffteilen verheddern, die sie langsam erdrosseln, während sie heranwachsen. Ausgewachsene Tiere ertrinken oft elend, weil ihre Flossen durch Schnüre regelrecht gefesselt werden.

Die Zahlen sind gravierend: Hunderttausende Delphine, Wale, Robben, Schildkröten und sogar Eisbären fallen dem Plastikmüll zum Opfer; die Zahl der verendeten Seevögel geht in die Millionen. Hält der aktuelle Trend der Vermüllung ungebremst an, wird bis zum Jahr 2050 das Gewicht des Plastikmülls, der im Meer treibt, jenes der Fische übersteigen, die darin leben.

1Als Mikroplastik werden feste und unlösliche synthetische Polymere (Kunststoffe) bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Mikroplastik zieht Umweltgifte an, wird von Meeresorganismen gefressen und ist nicht wieder aus der Umwelt zu entfernen.
Unter Nanoplastik werden Teilchen in einer Grösse zwischen 1 und 100 Nanometer (nm) verstanden  und messen somit 0,000 001 – 0,000 100 mm.

Müll treibt auf US-Westküste zu

14.07.2015
Seit dem Tsunami vom 11.03.2011 in Fukushima hat sich Art und Umfang des Treibguts verändert.

Ein Seebeben im Nordpazifik verursachte den verheerenden Tsunami, der im März 2011 die Ostküste Japans verwüstete. Beim Rückzug der 20 Meter hohen Flutwelle wurden grosse Mengen Trümmer losgerissen und ins Meer geschwemmt. Im Nordpazifik hat sich eine schwimmende Trümmerinsel in der Grösse des Staates Texas gebildet.

Ein grosser Teil des Mülls driftet nun auf die US-amerikanische Westküste zu. Nach der Katastrophe haben sich Art und Umfang des Treibguts verändert. Vorher wurde vor allem Fischereizubehör angespült und jetzt kommen in rauen Mengen Styropor und Urethan dazu.

Deshalb soll der Müll durch einen Schlepper zum Recycling und zur Entsorgung an die nordwestliche Pazifikküste der USA gebracht werden. Schätzungsweise belaufen sich die Kosten auf ca. 1,3 Millionen US-Dollar, die aber bei schlechtem Wetter weiter steigen können. Das Geld stammt aus einem insgesamt fünf Millionen Dollar umfassenden Hilfstopf, mit dem Japan die von Tsunamimüll betroffenen US-Staaten unterstützt. Entfernt werden sollen auch mehrere Hunderte Transportsäcke (big bag) mit Trümmern, die laufs 2013 und 2014 auf der Insel Kodiak gesammelt und in der Stadt Kodiak zwischengelagert wurden. Der Schlepper wird am Donnerstag erwartet, bis er zu seiner etwa einmonatigen Fahrt entlang der Küste aufbricht. Kipper holen die Müllsäcke aus dem Lager und verladen sie auf den Schlepper. An anderen Stellen müssen die Säcke mit Helikoptern auf das Schiff gehievt werden. In Seattle wird nach Angaben der Umweltbehörde der recycelbare Müll aussortiert, der Rest wird per Zug zur Entsorgung nach Oregon gebracht. Auch die Behörden der kanadischen Provinz British Columbia dürfen – gegen Bezahlung – ihren Abfall auf das Müllschiff laden, wenn es die Küsten abfährt.

Alaska steht vor einer gewaltigen Reinigungsaktion zur Entsorgung dieses Treibgutes. Dies ist gleichzeitig eine logistische Herausforderung. Mit einer beispiellosen Grossaktion rückt man den Bergen von Treibgut zu Leibe. Gegenstände wie Bojen, Angelschnüre, Fischernetze, Plastik und Benzinfässer türmen sich an den Stränden auf. Viele davon liegen weit ab vom Schuss und sind nur mit kleinen Booten erreichbar. Die Reinigungstrupp müssen dann an Bord übernachten, da sie auf dem unwegsamen Gelände voller Felsen und Baumstämme kein Lager aufschlagen können. Nicht zuletzt könnten ihnen dort auch Bären gefährlich werden. Obwohl nur selten Besucher an diese Regionen kommen, ist es wichtig, sie sauber zu halten. Wenn Schaumstoff zerfällt, können Schadstoffe in den Lebensraum von Lachsen gelangen oder von Vögeln aufgenommen werden. Nicht eingesammelter Müll könnte zudem in den Ozean zurückgeschwemmt werden und dort Tieren und Pflanzen schaden. Die bisherige Methode, den Abfall mit kleinen Booten zu grösseren Häfen zu schleppen, wurde zu teuer. Das Gleiche gilt auch für den Einsatz von Hubschraubern an den schwer zugänglichen Stränden am Golf von Alaska.

 

Plastikmüll im Pazifik (bereits vor Fukushima)

25.8.2006  Ein gigantischer Müllstrudel im Pazifik fährt Karussell

Jede Stunde landen 675 Tonnen Müll in den Weltmeeren, schätzen Umweltschützer. Etwa die Hälfte davon ist aus Plastik. Das Schlimme daran: Der Kunststoff verrottet nicht einfach wie Pflanzen oder Papier. Er kann Jahrhunderte im Wasser treiben.

Das Ergebnis lässt sich schon jetzt im Nordostpazifik beobachten. Zwischen Kalifornien und Hawaii schwimmt ein Teppich aus Plastikmüll, der so gross ist wie Mitteleuropa. Er wächst seit 60 Jahren. Unter Einwirkung von Sonne, Wind und Gezeiten werden Plastiktüten, -behälter, -spielzeug und Kunststoff-Flaschen in winzige Partikel zerrieben. Strömungen lassen die giftige Suppe in einer gigantischen Strudelbewegung knapp unter der Meeresoberfläche kreisen: Der Müll fährt Karussell! Der riesige Wirbel dreht sich langsam im Uhrzeigersinn. Er wird von Passatwinden angetrieben und heisst eigentlich Nordpazifikwirbel. Weil er so viel Abfall mitschleppt, hat er von Meereskundlern aber inzwischen einen anderen Namen bekommen: der Grosse Pazifische Müllstrudel. Hier dreht sich inzwischen wesentlich mehr Plastik als Plankton.

Für die Umwelt ist das eine Katastrophe. Fische und Vögel fressen die oft giftige Plastiksuppe und die Schadstoffe geraten in die menschliche Nahrungskette. Einige Tiere verenden an den unverdaulichen Plastikteilchen kläglich. Doch das Problem kreist nicht nur vor der Westküste der USA. Auch in anderen Meeresstrudeln – im Südpazifik, im Atlantik und im Indischen Ozean – dreht sich ein Karussell aus Plastikmüll.
Quelle: https://www.planet-schule.de

 

RP Online meldet am 25. Juni 2009 | 07.57 Uhr
Eine Gruppe von Umweltschützern und Wissenschaftlern will in den nächsten Monaten eine Expedition zu dem entlegenen Meeresgebiet unternehmen. Dabei soll erforscht werden, ob der für Mensch und Tier gefährliche Abfall aus dem Meer gefischt und verwertet werden kann. 

„Es wird viele Jahre dauern, das Problem zu erfassen und zu lösen", sagt der kalifornische Meereskundler Jim Dufour, der die Reise beratend begleitet. Für die Zukunft der Ozeane sei dies aber lebensnotwendig. 13.000 Stückchen Plastikmüll finden sich nach Angaben des UN-Umweltprogramms inzwischen in jedem Quadratkilometer Meer.

Die 50-tägige Reise wird die Forscher auf ihrer Fahrt von San Francisco nach Hawaii und zurück zwei Mal durch das Abfallkarussell führen, das sich mehr als 500 Seemeilen vor der Westküste der USA dreht. Das Forschungsschiff "Kaisei" - auf japanisch Meeresplanet - wird dabei von einem Fischtrawler begleitet. Keine Regierung fühlt sich verantwortlich.

Mit seiner Hilfe sollen Fangtechniken für die Plastikpartikel erprobt werden, die die Meereslebewesen schonen. "Es müssen Netze sein, die engmaschig genug sind, um eine Menge Müll herauszufischen, aber grossmaschig genug, um Plankton durchzulassen", sagt Woodring. Ausserdem soll erforscht werden, ob der Plastik-Müll recycelt oder sogar als Brennstoff aufbereitet werden kann.

 Unterstützt wird das Projekt vom UN-Umweltprogramm und einer Firma für Wasseraufbereitungssysteme. Die umgerechnet gut 1,4 Millionen Euro, die für die Expedition notwendig sind, sollen aus Spenden aufgebracht werden.
Da sich der Plastik-Wirbel in internationalen Gewässern dreht, fühle sich keine Regierung verantwortlich, sagt Woodring: "Es gibt keine Gesetze, keine Regierung ist richtig zuständig, daher gab es bisher keinen Druck, das Meer zu säubern. Die Leute wissen nicht, was sich da draussen ansammelt."

Zwar wurden bereits zuvor Fahrten zu dem Wirbel geplant und unternommen. Doch Woodrings Mission wird seinen Angaben zufolge das "erste wissenschaftliche Unternehmen sein, das Schadstoffe aus Plastikmüll an der Meeresoberfläche erforscht, ihren Einfluss auf Organismen in mittlerer Tiefe, Ablagerungen am Meeresboden und die Auswirkungen auf Organismen durch Auswaschung von Chemikalien".

Der Grund des Übels sei aber an Land zu suchen, sagt Dufour. "Wir müssen weltweit dafür sorgen, dass mit Müll verantwortungsvoll umgegangen wird."

 

Plastikfressende Bakterien entdeckt      (Badische Zeitung 12.03.2016)
WASHINGTON (KNA). Japanische Wissenschaftler haben Medienberichten zufolge Plastik fressende Bakterien entdeckt. Die Entdeckung könnte helfen, die wachsende Verschmutzung durch Plastikprodukte, etwa in den Meeren, zu bekämpfen, berichtet der Sender CNN unter Berufung auf Forschungsergebnisse, die in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht wurden. Die Bakterienart Ideonella sakaiensis baue den weitverbreiteten Kunststoff PET vollständig ab. Dies könnten wirklich gute Nachrichten für die Umwelt sein.